WG48 – Briefentwurf an Alma Mahler
Neubabelsberg, Samstag, 20. oder Sonntag, 21. August 1910

Ich will die Lieder von Dir
hören, das ist mein sehnlicher
Wunsch. Für mich ist Melodie
das arisch schöpferische, das
der Instinkt schafft

 Ich werde Dir mitteilen
von meinem Leben so viel
als möglich ist und werde
ängstlich sorgen, daß nichts
Fremdes.

 Du fragst noch immer
und musst doch fühlen,
daß mir unsere Liebe
eine Notwendigkeit ist
mit deren Existenz ich stehe
u falle

 Fr. rührende
Briefe

 Bilder

Du glaubst ja nicht wie\elche/
sehr Dei \Bedeutung/ für mich
Deine Briefe besitzen. Wenn
er nicht aus ausbleibt kan
verdoppelt sich meine Arbeits-
fähigkeit und wenn er
die größten Entzückungen
enthält wie dieser, so verzehn-
facht er meine Arbeitspotenz.

 Ich halte das für einen
Fehler mit dem ich aber rechnen
muß. Du kannst mir
die Höhe des Menschen
bedeuten, dem Du so viel
schenkst wie mir
\die ganz weichen Stimmungen sind die nachts
u die möchte ich Dir nicht vorenthalten/

 Zukunftsartikel

F[r]. Brief. lieb.
        Herzschwächen
nichts neues alles klar wir sind
zur Passivität verdammt, ein
Handeln giebt es nicht.


Apparat

Überlieferung

, , , .

Quellenbeschreibung

2 Bl. (2 b. S.) – Viertel eines Papierbogens, kariert.

Druck

Erstveröffentlichung.

Korrespondenzstellen

Antwort auf AM22 vom 19. August 1910 (Wie freue ich mich, wenn Du dieses Heft Lieder in Händen halten wirst): Ich will die Lieder von Dir hören, das ist mein sehnlicher Wunsch. Beantwortet durch AM24 vom 23. August 1910 (Ich bitte Dich, schick uns den Artikel aus der Zukunft zur Erheiterung): Zukunftsartikel.

Datierung

Bei einer Postlaufzeit von ein bis zwei Tagen zwischen Berlin und Toblach entstand dieser Entwurf aufgrund der Korrespondenzstellen wahrscheinlich kurz nach Ankunft von AM22 am 20. oder 21. August 1910.

Übertragung/Mitarbeit


(Elke Steinhauser)


A

arisch – Ob die Verwendung von Worten wie arisch oder Rasse (WG108 vom 28. November bis 1. Dezember 1910) antisemitisch zu verstehen sind, ist nicht eindeutig zu beantworten. In einem späteren Brief vom Februar 1911 erwähnte jedoch den Antisemitismus (AM58 vom 7. Februar 1911) von . Nachweislich antisemitisch äußerte er sich bereits während seiner militärischen Ausbildung 1904/1905, s. , S. 60, dezidiert und vehement während des Ersten Weltkriegs in Briefen an seine , s. , S. 98 sowie an seinen Freund Karl Ernst Osthaus, s. , S. 430.

B

Fr. Behrens rührende Briefe – s. WG43 vom 9. bis 11. August 1910.

C

Bilder – bezieht sich auf AM22 vom 19. August 1910: von Deinen Projekten od. fertigen Häusern immer kleine Photos schicken!

D

Zukunftsartikel – s. WG49 vom 21. oder 22. August 1910 an .

E

F[r]. Molls BriefAMo3 vom 18. August 1910.